Infos zum Müggelturm

Stefanie Fuchs

Barrierefreie Aussichten.

Von einem Turm, den es noch nicht gibt

Zu einem Informationsabend im Köpenicker Hauptmannsclub  durfte ich Staatssekretär Gerry Woob, Dominik Peter vom Berliner Behindertenverband und den Eigentümer des Müggelturmes Matthias Große begrüßen.  Meiner Einladung waren ca. 30 Köpenickerinnen und Köpenicker gefolgt.

 


 

Am Anfang spürt man noch eine Menge Skepsis im Raum. Auch der AGH-Abgeordneten Stefanie  Fuchs merkt man anfänglich an, dass Sie sich bei dem Informationsabend über den Barrierefreien Müggelturm, zu dem Sie geladen hat, noch nicht sicher ist, wohin die Reise geht.

Am Ende wird der Chef des Berliner Behindertenverbandes Dominik Peter, der neben Stefanie Fuchs im Podium sitzt,  einen Einfall haben. Er bittet sie, abstimmen zu lassen, wer im Raum für den behindertengerechten Zugang über einen zweiten Turm ist. Das Ergebnis ist eindeutig. Keine Neinstimme, keine Enthaltung. In diesem Raum jedenfalls steht man geschlossen hinter dem Vorschlag von Matthias Große.

Der erklärt, worum es ihm geht. Dabei soll das leidige Feuerlösch-Thema, das seit Tagen durch die Medien geistert, heute außen vor bleiben. Auch Große will diesen Abend nicht für Stimmungsmache nutzen, dazu sind der Gastgeberin und ihm der heutige Gegenstand zu wichtig. Und er berichtet, wie er mit dem Thema konfrontiert worden ist. Wie es nach langem Ringen,  Tonnen von Müll, viel Geld und jeder Menge Schwierigkeiten gelungen ist, den Müggelturm nach 17-jährigem Verfall wieder zu eröffnen. Wie die Berlinerinnen und Berliner mit ihren Gästen das neue alte Ausflugziel gerne wieder in Besitz genommen haben. Wie sich im Gästebuch der Eintrag fand: „Sie haben uns unseren Müggelturm wiedergegeben. Danke.“  

Aber dann wird immer mehr klar,  ca. 47 % der Besucher der Gaststätte können die Aussicht in der oberen Etage des Turms gar nicht genießen. Es sind alte Menschen, Menschen mit Bewegungseinschränkungen, Atemnot, und auch manche werdende Mutti traut sich die Belastung nicht (mehr) zu. Alle Überlegungen, in den Turm, an den Turm direkt einen Fahrstuhl anzubauen, scheitern. Technisch unmöglich oder nicht genehmigungsfähig. Schließlich der entscheidende Einfall, wenn man einen zweiten Turm für den Fahrstuhl  daneben baut und die Türme auf Höhe der Aussichtsplattform verbindet? Da tut sich ein neues Problem auf: Der Berliner Müggelturm steht unter Denkmalschutz. Werden die Behörden Großes Vorschlag zustimmen?

Dass das Thema bei der behindertenpolitischen Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus auf offene Ohren stieß, versteht sich irgendwie von selbst. Sie hat die Idee zu diesem Informationsabend. Was werden eigentlich die Köpenickerinnen und Köpenicker zu einem 2. Turm am Müggelturm sagen?

Dominik Peter, von Beruf Reisejournalist, zeigt beeindruckende Bilder, mit welcher Leichtigkeit man in Madrid, Athen und Rom mit der Herstellung barrierefreier Zugänge an historischen Denkmälern umgeht. Sie vermitteln die klare Botschaft, dass alt (historisches Gebäude) und neu (barrierefreie Zugangslösung) sehr wohl gedeihlich zueinander wachsen können, ohne dass die Bewahrung kulturellen Erbes dabei Schaden nimmt.

Da ist dann noch Staatssekretär Gerry Woop (DIE LINKE) im Podium. Er hat von Anfang an einen schwierigen Part.  Er ist in der Senatsverwaltung von Kultursenator Klaus Lederer für den Denkmalschutz zuständig. Als er spricht,  hat sich das Problem längst zu der verhängnisvoll einfachen Frage verdichtet, was zählt mehr, alte Mauern oder das Wohlbefinden der Menschen. Aber so einfach ist es im wirklichen Leben eben nicht. Woob erklärt mit Geduld, mit unaufgeregter Ruhe wiegt er Argumente gegeneinander ab, wirbt für die Denkweise  der Denkmalschützer.  Am Ende zeigte er auf, welche Vorgehensweise er für geeignet  hält, um die offenen Fragen klären zu können. 

Als die 30 Teilnehmer  mit zufriedenen Gesichtern wieder auseinandergehen, sind sich Veranstaltungsinitiatorin Fuchs und Müggelturmeigentümer Große einig:  Es wird noch einer Menge Überzeugungsarbeit bedürfen, um am Ende für den Müggelturm einen inklusiven Zugang eröffnen zu können. Der heutige Informationsabend war ein gelungener Schritt dahin.

Matthias Große hat sich 10 Jahre gegeben, sein Ziel „Barrierefreier Müggelturm“ zu verwirklichen. Er weiß wohl, wovon er spricht. Schön, wenn die Barrieren früher fielen…

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